FLCL – Furi Kuri

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FLCL ist der durchgeknallteste LSD-Trip der Anime-Geschichte. Hier treffen mit Gitarren bewaffnete Vespa-Bike-Girls auf Roboter und Monster, die harmlosen Schülern aus den Köpfen wachsen. Welchen Sinn das Ganze macht? Das wissen vermutlich nur die Autoren – und die dürften ihr Dasein wohl längst in der Geschlossenen fristen…

„FLCL“ ist in einem seltsamen Universum angesiedet. Das kleine japanische Städtchen Mabase, das der sechsteiligen OVA als Schauplatz dient, ist so etwas wie das Twin Peaks des Animes. Und obgleich der Ort auf den ersten Blick wie eine ganz normale japanische Kleinstadt anmutet, so fällt doch ein obskures, metallisches Gebäude inmitten der Stadt ins Auge, das wie ein Bügeleisen geformt ist und die Firma Medical Mechanica beherbergt, eine Company, die – angeblich – medizinische Geräte produziert. Die Machenschaften im Inneren des Gebäudes erscheinen umso mysteriöser, da die Fabrik einmal am Tag gewaltige Dampfmengen entlässt, die die gesamte Stadt in einen dichten Nebel tauchen. In just diesem Städtchen lebt der 12-jährige Naota, der gerade seine Pubertät durchlebt. Sein älterer Bruder hat vor kurzem eine Karriere als Baseballspieler in den USA gestartet und zugunsten dieser seine Freundin Mamimi in Japan zurückgelassen. Seither hängt die 17-jährige nur zu gerne mit Naota ab, vermutlich weil der Junge sie an ihre verflossene Liebe erinnert – oder sollte es doch andere Gründe haben? Als Naota gerade über Mamimi, sein Leben und die Gesamtsituation im Allgemeinen sinniert, platzt eine weitere Katastrophe in sein Leben: Haruko, ein scheinbar wahnsinniges Mädchen, das mit einer gelben Vespa viel zu schnell durch die Gegend braust und ihn dabei über den Haufen fährt. Damit nicht genug, faselt das Mädchen irgendetwas von einem Auserwählten und anstatt dem Verletzten zu helfen, semmelt sie ihm noch ihre motorbetriebene Bass-Gitarre über den Schädel. Naota ist erstmal bedient, hat das Schlimmste jedoch noch lange nicht überstanden: Als der Junge am nächsten Tag aufwacht, ziert ein riesiges Horn sein Stirn, aus dem kurze Zeit später ein gigantischer Roboter entwächst, der sich mit einer gigantischen Roboterhand duelliert, die ebenfalls aus dem Kopf des Jungen gewachsen ist. Und ehe Naoto weiß, wie ihm geschieht, taucht einmal mehr Haruko auf der Bildfläche auf und schlägt wieder mit ihrer Gitarre zu – die diesmal allerdings den Roboter zu Boden schickt. Nach all diesen Erlebnissen verwundert es Naoto kaum noch, dass der Roboter am nächsten Tag im Laden seines Vaters – dem Höller Böller – arbeitet und dass Haruko sich als Außerirdische entpuppt – noch Fragen?

Zugegeben, „FLCL“ ist nicht nut etwas, sondern extrem chaotisch, aber genau dies macht den Reiz dieser visuellen Achterbahnfahrt durch alle nur erdenklichen Animationsstile aus. „FLCL“ ist ein bisschen wie Toxic Sushi – laut, wild und extrem durchgeknallt! Man mag behaupten, dass die sechsteilige Serie keine Handlung habe, doch dem ist nicht so, ganz im Gegenteil. Der Reihe liegt sogar eine äußerst komplexe Handlung zugrunde, deren Inhalt an dieser Stelle allerdings den Platz sprengen würde. Es sei nur so viel gesagt: Bei Haruka handelt es sich um eine außerirdische Ermittlerin, die in Naotas Kopf ein Dimensionsportal geöffnet hat, aus dem sie allerlei Roboter und andere Kreaturen herausholt. Ziel dieser Aktion ist die Suche nach dem gefährlichen Space-Piraten Pirate King, der auch als Atomsk bekannt ist…

Diese Kern-Handlung wird, unterbrochen von allerlei Nebenhandlungen, in allerlei schrägen Bildern und Animationen und stets begleitet von krachendem Rock-Sound erzählt. Die Darstellungen erstreckt sich dabei von herkömmlichen Anim(e)ationen über Chibi-Zeichnungen, animierte Manga-Seiten, „South Park“ ähnlichen Optiken bis hin zu Realsequenzen, die in schnellen Schnitten und mit lautem Soundtrack untermalt wurden. „FLCL“ ist ein neonfarbenes Manifest des neuen Jahrtausends, das „Fear and loathing in Las Vegas“ des Animes, ein Crossover aus Anime, Punk und LSD oder schlichtweg der wahnsinnigste Anime, der je produziert wurde. Anschnallen, Helm aufsetzen und anschauen! MM

Versionen: Die Serie ist sowohl als Blu-ray, als auch als 3-DVD-Box erschienen, wobei die dritte DVD als Bonus Musikvideos der Band enthält, die den Soundtrack zur Serie beigesteuert haben.

Produktionsjahr: Japan 2000, Genre: Action/Comedy/SciFi, Studio: Gainax/Production I.G, Episoden: 6 (a 30 Minuten), Anbieter: Nipponart, FSK: 12 (Folge 1/2), 16 (Folge 3), Manga: Carlsen Verlag (2003 erschienen, in zwei Bänden abgeschlossen)